Die Überlegungen von Jolana Poláková erscheinen mir kostbar, gerade weil in sie atmosphärisch die Not einer ganzen Epoche eingeht. Jolana Poláková´s Text fasziniert mich deshalb, weil es in ihm gelingt, das Gottesverhältnis durch sich selbst in phänomenologischer Deskription zur Sprache zu bringen als das Geschehen von Freiheit zu Freiheit, von Angesicht zu Angesicht.
Bernhard Casper
(Nachwort, Betroffen von Dir. Reflexionen über die dialogische Gotteserfahrung, München – Zürich – Wien 2004)
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Jolana Poláková
Jolana Poláková wurde am 14. Mai 1951 in Prag geboren. Kindheit, Jugend und Studienzeit fallen in die Zeit der kommunistischen Herrschaft in der damaligen Tschechoslowakei, so dass sie abgeschottet von den Entwicklungen in der freien Welt aufwächst. Ihr Interesse gilt schon früh der Philosophie, die sie folglich auch – zusammen mit klassischer Philologie – an der Prager Karls-Universität 1969–1974 studiert. 1975 wird sie mit einer Arbeit über „Die Entstehung der europäischen Philosophie im Blickwinkel der Beziehung von Mythos und Logos“ promoviert. Anschlieβend ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am renommierten Philosophischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Eine weitere wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Das gedankliche Schaffen – ein Aufriss der allgemeinen Theorie“ wird als ideologisch unannehmbar eingestuft. 1981 wird Jolana Poláková wegen ihrer politischen Einstellung aus dem Institut entlassen. In der Folgezeit arbeitet sie als Lektorin in einem medizinischen Verlag. Philosophisch konnte sie sich bis zur Wende nur noch in den sogenannten „Samizdat“, im Untergrund verbreiteten zeitschriftenähnlichen Publikationen und Sammelbänden, äuβern.
Nach der Wende wurde sie 1990 eingeladen, zum Philosophischen Institut der Akademie der Wissenschaften zurückzukehren. 1993 konnte sie endlich ihr zuvor verbotenes Buch veröffentlichen. Ihr Hauptinteresse gehörte in der Folgezeit Problemen der Philosophie des Dialogs und dabei nicht zuletzt den Fragen der Transzendenz und der philosophischen Theologie. In diesen Bereichen hat sie selbst veröffentlicht, zudem hat sie durch Übersetzungen von westlichen philosophischen und theologischen Werken dazu beigetragen, dass der intellektuelle Graben, der durch die langjährige radikale Ost-West-Blockade entstanden war, überbrückt und überwunden wird. Von den nach 1990 entstandenen Büchern sind zu nennen:
– Filosofie dialogu. Rosenzweig, Ebner, Buber, Lévinas (1993; 1995), eine Einführung in die klassischen Autoren der dialogischen Philosophie;
– Možnosti transcendence [Möglichkeiten der Transzendenz] (1994; 1996), das auch in englischer (1995) und italienischer Übersetzung (1996) vorliegt;
– Perspektiva nadìje. Hledání transcendence v postmoderní dobì [Perspektive der Hoffnung. Transzendenzsuche in der Postmoderne] (1994, 1995); davon gibt es eine englische Übersetzung, für die tschechische Ausgabe wurde die Autorin 1996 mit dem Tom Stoppard Price der Stiftung der Charta 77 ausgezeichnet; das Buch liegt auch der deutschsprachigen Veröffentlichung zugrunde, wurde aber in vieler Hinsicht weitergeführt;
– Dialog s Bohem a filosofie. Prolegomena k dialogické filosofické teologii [Der Dialog mit Gott und die Philosophie. Prolegomena zu einer dialogischen philosophischen Theologie] (1999);
– Bùh v dialogu. K hledání živého základu filosofické teologie [Gott im Dialog. Zur Suche des lebendigen Grundes der philosophischen Theologie] (2001).
Jolana Poláková ist seit 1994 Mitglied der New York Academy of Sciences und erhielt 1993 in Kanada den URAM Award for Excellence in Creative Scholarly Writing.
(…) Man kann nur wünschen, dass die tschechische Philosophin mit ihrer Überzeugung, ihren Argumenten und ihrem Zeugnis möglichst viele Intellektuelle von heute – im doppelten Sinne des Wortes – trifft und nachdenklich stimmt.
Prof. Dr. Hans Waldenfels
(Aus dem Vorwort zur Perspektive der Hoffnung)